
Diese Publikation ist eine kleine Sensation. 1978 veröffentlichte der Linzer Zeitgeschichtsforscher Peter Kammerstätter im Eigenverlag die bisher wahrscheinlich bedeutendste Quelle zum Thema „Widerstand im Salzkammergut“.
In ausführlichen Interviews hatte der 1911 geborene Historiker – während der NS-Zeit selbst KZ-Häftling – Widerstandskämpfer*innen aus dem Ausseerland und anderen Orten des Salzkammerguts zu ihren Erfahrungen in den dunklen Jahren des Nationalsozialismus befragt. Resi Pesendorfer und Marianne Feldhammer zählten ebenso zu Kammerstätters Gesprächspartner*innen wie Maria Plieseis, Alois Straubinger und Karl Gitzoller. Auf Kammerstätters „Materialiensammlung“ beziehen sich mehr oder weniger alle Publikationen zum Thema „Widerstand im Salzkammergut“, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erschienen sind.
Dokumentiert wird die Gruppe "Willy-Fred", bestehend aus Karl Gitzoller, Sepp Plieseis und Alois Straubinger, mitsamt den rund 500 im Hintergrund wirkenden Personen. Die Gruppe, zum Teil "einfache Menschen", im Bergbau beschäftigt, in der Landwirtschaft, in der Gemeinde tätig, organisierte den Widerstand gegen das Naziregime in der Bevölkerung, rettete Kunstwerke aus dem Salzbergwerk und ermöglichte zu Kriegsende eine friedliche Übergabe an die Alliierten. Die in diversen Hollywood-Streifen verklärte Aktion war minutiös vorbereitet worden, die geplante Vernichtung eines großen Teils des österreichischen Weltkulturerbes durch Umsicht und List, Verve und Empathie vereitelt worden. In zahlreichen Interviews erzählen die Beteiligten ihre Geschichten zur Flucht der Männer, zur Rettung der Kunstschätze, dem Versteck im toten Gebirge und den Gefahren des Widerstands.

Das Salzkammergut – eine der weltweit schönsten Berg- und Kulturregionen – war in nationalsozialistischer Zeit Brennpunkt vieler Gegensätze, die der neue Reiseführer zugänglich macht. Brutale »Arisierungen«, Kunstraub, KZ-Nebenlager, Mütter- und Flüchtlingsheime existierten hier neben besonders erbittertem Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime. Im Jahr 1945 war die Region einer der letzten Kampfplätze des »Dritten Reichs«. In Hitlers berüchtigter »Alpenfestung« wurden geraubte Kunstwerke gelagert, die vor dem Bombenkrieg geschützt und in den letzten Tagen vor der Befreiung auf Befehl des Regimes vernichtet werden sollten. In der Nachkriegszeit überdeckten »Wirtschaftswunder« und Massentourismus die vielen Wunden der Region. Die Schönheiten des Salzkammerguts können heute aber nicht ohne diese oft sehr unbequemen Vergangenheiten betrachtet werden. Bad Ischl mit dem umliegenden Salzkammergut ist die Europäische Kulturhauptstadt 2024 und gerade wenn internationales Publikum auf die Stadt und ihre Umgebung blickt, dürfen die historischen Verstrickungen und nationalsozialistischen Verbrechen nicht unerwähnt bleiben, denn sie wirken bis heute nach.